Am 30.08.2022 besuchte ich gemeinsam mit meinen Mitarbeiter:innen aus den Wahlkreisen und aus dem Berliner Büro die Freie Heide in der Ostprignitz, im brandenburger Norden. Jahrzehntelang hatte die russische Armee die Region als Truppenübungsplatz insbesondere auch für Bombenabwurftrainings genutzt. Nach dem Abzug der russischen Truppen wollte die Bundeswehr das Gelände in gleicher Weise weiternutzen. Aber ein breiter ziviler Widerstand gegen das Bombodrom kämpfte seit 1992 dagegen  –  bis zum Erfolg in 2009. Seitdem ist die Kyritz-Ruppiner Heide wirklich frei. Etwa 4.000 Hektar wurden der Sielmann Umweltstiftung zur Bewirtschaftung übertragen, das Gelände befindet sich jedoch weiterhin im Besitz des Bundes.

Warnschild in der Heide

Jahrzehnte militärischer Nutzung haben einerseits eine extreme Munitionsbelastung verursacht, aber auch die Entwicklung eines besonderen Ökosystems begünstigt:  einer wunderschönen Heidelandschaft. Ich wollte mich mit meinem Team über den Stand des Umbaus informieren und das Nützliche mit dem Schönen verbinden, denn  am Besten macht man sich vor Ort ein Bild, während die Heide blüht und unterwegs mit einem Kremser, der uns umweltfreundlich durch den Naturpark fuhr, bis zum Aussichtsturm. Ich hatte dazu Gäste eingeladen, mit denen wir uns während der 3-stündigen Fahrt austauschen konnten: mit Landrat Ralf Reinhardt über die Zukunft des  Tourismus und die Rolle der Kommunen, mit Rainer Entrup, Leiter der Bundesforsten Westbrandenburg, über die Rolle des Bundes als Eigentümer, mit Rebecca Oechslein  und Dr. Jörg Müller, Vertreter:innen der Sielmann Stiftung, über die Pflege des Naturparks, seine einzigartige Flora und Fauna, mit Dr. Kirsten Tackmann, ehemalige Bundestagsabgeordnete meiner Fraktion DIE LINKE, über den zivilen Widerstand gegen das Bombodrom und Dr. Schrumpf vom Naturpark Stechlin-Ruppiner Land.

Kirsten Tackmann beschrieb, wie durch den breiten Widerstand der Zivilgesellschaft, aber auch durch die parallel laufenden juristischen Prozesse und den parlamentarischen Druck der am Protest beteiligten Abgeordneten erreicht werden konnte, dass die Bundeswehr auf eine militärische Weiternutzung verzichtete. Ein einzigartiger Erfolg des ausdauernden Widerstands!

Bundesforstmanager Rainer Entrup erzählte als Zuständiger für die Verwaltung des Geländes von den Herausforderungen durch die Munitionsräumung, für die er  verantwortlich ist, täglich sind über 200 Räumungsexpert:innen dort im Einsatz, um nach und nach die gefährlichen Altlasten zu beseitigen. Man ist schon sehr weit damit  gekommen, bald werden so größere Teile des Naturparks wieder frei zugänglich gemacht für Besucherinnen und Besucher dieser wunderschönen Heide.

Um die einzigartige Landschaft zu erhalten, wurden 4.000 ha der Region an die Sielmann Stiftung verpachtet, die für den Landschaftsschutz zuständig ist und sich um das  Monitoring kümmert: über1800 Tierarten leben inzwischen dort,  darunter auch eine wachsende Wiedehopfpopulation, sehr seltene Käfer und Spinnen, sowie zahlreiche Wildbienenarten, die für die Biodiversität eine wichtige Rolle spielen. Mittels gezielter Brandrodung sorgt die Sielmann Stiftung dafür, dass die Heidelandschaft offen und vital gehalten  wird, da  sie  sonst in Kürze zuwachsen und zu einem Wald werden würde.

Aussichtsturm auf dem Sielmannhügel

Dr. Schrumpf vom Naturpark Stechlin-Ruppiner Land berichtete über den endlich vollzogenen Lückenschluss des Naturparks mit der Kyritz-Ruppiner Heide. Er  sprach  vor  allem von der Förderung des Naturtourismus und von der hohen Identifikation der hier lebenden Menschen mit „ihrer Heide“. Landrat Ralf Reinhardt arbeitet mit der Kreisverwaltung schon lange an einem Nutzungskonzept für den Tourismus in der Region. Er beschrieb bisherige Erfolge, wie die Errichtung eines Aussichtsturms auf dem  Sielmannhügel und die Anlage schöner Wanderwege aber er erzählte auch von neuen Ideen und Plänen, von der Nutzung als Sternenpark  –  denn hier ist eine der  dunkelsten Regionen Deutschlands mit einem prächtigen Blick auf die Milchstraße, aber auch von profaneren, notwendigen Erweiterungen, wie der Einrichtung  ökologischer öffentlicher Toiletten auf dem Gelände. 

Blick vom Aussichtsturm

Dieser Termin war ein besonders informativer und obendrein sehr schöner, denn in frischer Luft durch die blühende Heide zu fahren und dabei so viel Neues über meine  Wahlkreisregion zu erfahren, war ein ganz besonderes Erlebnis.