Gesundheitsämter sind in vielen Landkreisen überlastet, Kontaktnachverfolgung erfolgt in manchen Regionen kaum noch, und wenn, dann mit enormer Zeitverzögerung. Über die Presse werden Covid-19 Infizierte dazu aufgerufen, ihre Kontakte selbst zu informieren und es werden Regeln veröffentlicht, welche Kontakte dann zuhause bleiben sollen und welche nicht (siehe Pressemitteilung zur Allgemeinverfügung des Landkreis Oberhavel vom 23.11.2021). Manche potentiell Infizierten werden gar nicht offiziell informiert, andere mit vier, fünf Tagen Verspätung – in einer Pandemie, wo es vor allem auf Geschwindigkeit ankommt, ist das eine Katastrophe, denn nach 5 Tagen kann die Infektion nicht nur an den Nächsten, sondern schon auf den Übernächsten weitergegeben worden sein – die Infektionskette wird so zu einem Infektionsbaum mit vielen Verzweigungen und ist immer weniger zu beherrschen.
Da ist es eine echte Hilfe, wenn möglichst viele Menschen die Corona-Warn-App auf ihrem Smartphone haben, denn wenn dort ein:e Nutzer:in anonym an den zentralen Server meldet, dass er oder sie einen positiven Covid-19 Test hatte, geht die Meldung schon innerhalb von 6 Stunden an die Menschen raus, die in dem relevanten Zeitraum dieser Person lang genug nah genug gekommen sind, um sich potenziell angesteckt zu haben. Eine Warnung über die Corona-Warn-App kann auf zwei Wegen entstehen, entweder war man mehrere Minuten weniger als 2 Meter entfernt von der infizierten Person, oder man hat sich über einen QR-Code an einem Ort (Restaurant, Meeting bei der Arbeit, Fitness-Zentrum etc.) eingecheckt und hielt sich zur gleichen Zeit dort auf, wie die infizierte Person, denn in geschlossenen Räumen verteilt sich das Corona-Virus recht schnell im ganzen Raum und kann auch Menschen anstecken, die gerade nicht am gleichen Tisch saßen (siehe Informationen vom Umweltbundesamt).
Je schneller potentiell Angesteckte gewarnt werden, umso schneller können sie ihr Verhalten anpassen, sich von Oma fernhalten, zuhause bleiben und ein paar Tage später einen Test machen. Wenn das schnell genug passiert, wird so eine Infektionskette unterbrochen. Fast 38 Millionen Menschen haben sich die Corona-Warn-App schon runtergeladen. 64 Millionen Mal haben Anwender:innen einen Test dort registriert und mehr als 1,4 Millionen Mal wurde ein positiver Test an den zentralen Server gemeldet, um Dritte zu warnen. So konnten bereits mehr als 6 Millionen Warnungen über die Corona-Warn-App empfangen werden.
Auch ich habe schon eine rote Warnung über ein erhöhtes Risiko erhalten, mich isoliert und testen lassen, zum Glück war das Ergebnis negativ (siehe mein Tweet und Blog). Bekannte von mir hatten keinerlei Symptome und ließen sich nur aufgrund einer solchen Warnung testen – das Ergebnis war positiv und sie konnten sich in häusliche Quarantäne begeben, schon bevor dann tatsächlich Symptome einsetzten. Sie haben niemanden angesteckt, die Infektionskette war bei ihnen zu Ende – dank Corona-Warn-App.
Oft findet man an öffentlichen Orten, wie Restaurants, Cafés oder Freizeiteinrichtungen jedoch nur einen QR-Code für die Luca-App. Wer sich dort mit der Luca-App eincheckt, hat leider keinerlei Vorteil, denn Luca warnt nur über das Gesundheitsamt und die Gesundheitsämter können zur Zeit mit diesen Daten gar nichts anfangen, sie sind schlicht überlastet – siehe oben. Daher macht es viel mehr Sinn, sich für eigene Veranstaltungen (das kann natürlich auch eine private Feier sein) oder Einrichtungen die QR-Codes für die Corona-Warn-App zu erstellen, das geht kinderleicht, direkt in der App oder auf www.coronawarn.app, wo man direkt einen oder mehrere QR-Codes erstellen und gleich mit einer typischen Aufenthaltsdauer vorbelegen kann, nach der ein automatischer Check-Out stattfindet. Natürlich kann jede:r Nutzer:in sich trotzdem auch früher oder später auschecken, aber so vergißt niemand den Check-Out und die Daten sind valide.
Leider findet man die QR-Codes mit dem Corona-Warn-App Logo viel zu selten in der Umgebung, aber die gute Nachricht: Luca Codes, die ab Juni 2021 erstellt worden sind, kann auch die Corona-Warn-App zum einchecken nutzen. Wenn man also vor einem Luca Code steht, sollte man ihn einfach mit der Corona-Warn-App einlesen, damit man wirklich gewarnt wird und außerdem keine Datenschutz- und IT-Sicherheitsrisiken eingeht (siehe dazu hier). Schöner wäre es natürlich, wenn zusätzlich (gern auch ausschließlich) ein Corona-Warn-App Code dort hängen würde, darum kann man Veranstalter auch gern bitten. Sollte der Check-In mit der CWA nicht funktionieren, dann ist der Luca Code zu alt, auch darauf sollte man die jeweiligen Veranstalter:innen oder Gastgeber:innen hinweisen.
Vielfach denken Gastgeber:innen noch, dass sie entweder Zettel für die Dokumentation von Kontakten ausfüllen lassen müssen oder sonst nur die Luca-App in Frage kommt, aber das stimmt gar nicht mehr überall. Eine Änderung des Infektionsschutzgesetzes im Bundestag gestattet den Bundesländern, die Erfüllung der Pflicht der Kontaktdatenerhebung auch über Corona-Warn-App Check-Ins zu erlauben und etliche Bundesländer machen das bereits. Dazu gehören: Schleswig-Holstein, Bremen, Brandenburg, Sachsen, Baden Württemberg und Saarland.
So steht es zum Beispiel im Brandenburger Infektionsschutzgesetz in der Fassung vom 23 .November 2021:
Ich hoffe, diesem Beispiel folgen auch alle anderen Bundesländer noch, denn anders als die Luca-App ist die Corona-Warn-App nicht nur sicher und datensparsam, sondern auch hilfreich in einer Hochinzidenzphase, wo Daten in der Luca-App sinnlos werden, weil sie kaum ein Gesundheitsamt mehr nutzen kann. Die Corona-Warn-App ist nur eine von mehreren Bausteinen in der Pandemiebekämpfung, der wichtigste ist und bleibt die Impfung. Aber wir brauchen jeden Beitrag und deshalb möchte ich ausdrücklich für die Corona-Warn-App werben. Ich habe mich seit ihrer Entwicklung im Frühsommer 2020 stark mit ihr beschäftigt und habe recht tiefe Expertise dazu aufgebaut. Meine Empfehlung basiert auf Überzeugung und die fußt auf intensiver fachlicher Auseinandersetzung damit. Wer sie noch nicht hat, sollte sie installieren. Werbt für die App in Eurem Umfeld. Druckt selbst QR-Codes für Eure Veranstaltungen, Treffen oder Räumlichkeiten aus. Ich habe das zum Beispiel für den Digitalausschuss im Bundestag angeregt und bei Veranstaltungen im Wahlkreis einen CWA Code ausgehängt. Sprecht auch Ihr Dritte an, die noch keinen Corona-Warn-App Code bei ihren Veranstaltungen nutzen und helft, sie weiter zu verbreiten. Je mehr sie eingesetzt wird, umso mehr nützt sie!
Im übrigen bietet diese App inzwischen auch viele weitere Funktionen, man kann darin tagesaktuelle Statistiken zur Pandemie finden, z.B. Inzidenzen aus dem eigenen Landkreis, oder Impf- und Hospitalitätsraten. Auch Impf- und Testzertifikate lassen sich einfach in die Corona-Warn-App importieren für 2G oder 3G Kontrollen.
Und hier kann man die App herunterladen:
- Google Handy: Play Store
- Apple Handy: App Store
- Googlefreies Android Handy: F-Droid