Zu Besuch im Krankenhaus Gransee

“In der Sommerpause habe ich endlich mehr Zeit für meine Wahlkreise!”, freut sich Bundestagsabgeordnete Anke Domscheit-Berg, zurzeit auf Sommertour durch ihren Betreuungswahlkreis im Brandenburger Norden und ihren Hauptwahlkreis, der vom westlichen Havelland über Potsdam Mittelmark bis Teltow Fläming im Süden des Landes reicht. Am Donnerstag machte sie Station in Gransee. Hier besuchte sie  begleitet vom stellvertretenden Bürgermeister, Klaus Pölitz, das Krankenhaus, um sich über die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum und den Stand der Technik bei der Digitalisierung im medizinischen Bereich zu informieren. Das Krankenhaus Gransee liegt 60 km nördlich von Berlin und zählt mit 65 Betten zu den kleineren Häusern. Es gehört zum Verbund der Oberhavel Klinken und spielt zusammen mit dem Medizinischen Versorgungszentrum eine entscheidende Rolle bei der Sicherstellung der Gesundheitsversorgung im Ländlichen Raum.

Der Rundgang durch das Krankenhaus war auf das Fachgebiet der Bundestagsabgeordneten abgestimmt, die netzpolitische Sprecherin ihrer Fraktion ist und sich vor allem mit Fragen der Digitalisierung befasst. Die Chefärzte Dr. med. Thomas Sarnes und Dr. med. Frank Thierfelder brachten die Abgeordnete zuerst zur Radiologie, wo Dr. med. Hans Dietmar Voigt, Facharzt für diagnostische Radiologie, gerade mit einer anderen Klinik verbunden  war und an einem Spezialbildschirm gemeinsam hochauflösende Röntgenaufnahmen auswertete. Röntgenbilder als Film, den man vor einem Lichtschrank betrachten muss, gibt es hier nicht mehr, alles ist digital, was Vieles erleichtert: man kann in die Aufnahmen reinzoomen und kleinste Details genauer betrachten, man kann Bilder mit Fachärzten anderer Häuser gemeinsam begutachten, eine zweite Meinung einholen oder, wenn nachts kein Radiologie-Facharzt mehr im Haus ist, über eine sichere Leitung zur Charité ohne Zeitverzögerung eine fachliche Auswertung aus der Ferne erhalten. Der technische Fortschritt ermöglicht so auch kleinen Krankenhäusern, einen höheren Standard anzubieten, selbst nachts. Ebenfalls in der Radiologie wurde der „Teledoc“ vorgestellt, das ist keine Maschine als Arzt, sondern ein Gerät, dass medizinische Fachkräfte miteinander vernetzt, und dessen Herzstück eine hochauflösende Kamera ist. Zur Demonstration wurde eine Verbindung zu einer Fachärztin in einem anderen Krankenhaus hergestellt. Sie steuerte die Kamera, die so stark vergrößern kann, dass die Ärztin am anderen Ende der Leitung selbst die Pupille eines Patienten in Gransee genau untersuchen kann. Über die Freisprechanlage des Teledoc konnten wir uns alle miteinander unterhalten, über den Bildschirm uns gegenseitig sehen.

Nebenan befindet sich ein Labor für Untersuchungen, bei denen es auf Zeit ankommt. Normale Analysen werden durch ein externes Labor durchgeführt, aber wenn man bestimmte Informationen sehr schnell braucht, zum Beispiel beim Verdacht auf Herzinfarkt, wird das eigene Labor genutzt. Domscheit Berg, die gerade von einer Ausschussreise aus Afrika kommt, wollte wissen, ob auch Malaria Diagnosen möglich sind. Dr. Thierfelder bestätigte, dass selbst Malaria in Gransee feststellbar ist, die Diagnose erfolgt mikroskopisch. Laborwerte werden automatisch im zentralen Krankenhausinformationssystem erfasst und sind in jedem der drei Krankenhäuser des Verbundes abrufbar. So auch in der Intensivstation, wo in einem Raum sämtliche Patientenmonitore der Station gesammelt dargestellt und ständig überwacht werden können. Ein fahrbares Computersystem ist mit der zentralen Datenbank verbunden, es ist bei jeder Visite dabei und erübrigt das Schleppen von Krankenakten. An dem Gerät wird festgehalten, was der Patient an Medikamente bekommt, wer sie gegeben und wer sie verschrieben hat. Auch jeder Zugriff auf die Daten der Patienten wird protokolliert. Nach dem Gang durch das Krankenhaus machten die Vertreter*innen des Krankenhauses die Bundestagsabgeordnete auf strukturelle Mißstände aufmerksam, die den Alltag im Gesundheitswesen erschweren. So führt Prokuristin Mantei  mindestens einen Teil des chronischen Personalmangels gar nicht darauf zurück, dass es nicht genug Ärzte und Pflegekräfte gibt, sondern auf die sich immer weiter verbreitenden Leiharbeitsfirmen für medizinisches Fachpersonal, die Arbeitsverträge mit besserer Bezahlung, günstigeren Schichten und auch in Teilzeit anbieten. Sie werben den Krankenhäusern dadurch fest angestellte Mitarbeiter*innen ab und verleihen sie dann für mehr Geld zurück an die Krankenhäuser. Für deren Festangestellten bleiben dann schlechtere Schichten übrig, was den Anreiz verstärkt, selbst wenigstens in Teilzeit bei einer Leiharbeitsfirma unter Vertrag zu gehen. So werden nicht nur Kosten in die Höhe getrieben, es leidet auch die Qualität, denn Leiharbeiter*innen kommen nicht verlässlich, haben keine Bindung an die Einrichtung, bleiben immer nur kurze Zeit und können sich so nie richtig in die örtlichen IT Systeme und Prozesse einarbeiten. Verbote können dieses Problem nicht lösen, aber eine strengere Regulierung des Leiharbeitskräfteunwesens hält man in der Granseer Klinik für unabdingbar. Vor einer Schließung kleinerer Krankenhäuser, wie sie eine Studie der Bertelsmannstiftung kürzlich nahelegte, warnten alle Gesprächspartner und stießen damit bei der Abgeordneten offene Ohren.

Das Fazit der Bundestagsabgeordneten nach dem Besuch: “Das Granseer Krankenhaus ist im Zeitalter der Digitalisierung angekommen und kann sich mit anderen Krankenhäusern seiner Größe messen. Im Verbund mit den anderen Krankenhäusern hat der Landkreis dafür gesorgt, dass wir bei allen Problemen, die da sind, eine funktionierende Gesundheitsversorgung in Oberhavel haben. Diese gilt es zu erhalten und vor Privatisierung zu schützen.”

Sommergrillen und Informationen aus dem Bundestag

Am Abend hatte die Bundestagsabgeordnete gemeinsam mit dem Kreisverband der LINKEN Oberhavel zum Sommergrillen eingeladen. Das Interesse überstieg die Planung, sodass zu Veranstaltungsbeginn wiederholt Stühle und Tische herangeschleppt werden mussten. Knapp 80 Interessierte, unter ihnen mehrere Familien mit Kindern, folgten den Ausführungen der Bundestagsabgeordneten. „Wir sind die fleißigste Fraktion im Bundestag, haben gemeinsam 253 Anträge, 18 Gesetzentwürfe, 1200 kleine Anfragen, 55 Entschließungsanträge und 24 Änderungsanträge in dieser Legislaturperiode eingereicht.“, so Domscheit-Berg stolz. Sie berichtete von ihrer Arbeit in den Ausschüssen, vom Beirat der Bundesnetzagentur und welchen Zusammenhang es zwischen schlechter Regulierung durch die GroKo und langsamem Internet und anhaltenden Funklöchern gibt. Domscheit-Berg gab einen Einblick in die Enquete Kommission Künstliche Intelligenz, wo sie die Arbeitsgruppe Künstliche Intelligenz und Staat leitet, in der es auch um Fragen von Krieg und Frieden sowie soziale Teilhabe geht. Domscheit-Berg klärte auch auf, etwa zum Hintergrund, warum das Plenum manchmal etwas leerer aussieht und anhand von Auftritten der AfD im Bundestag, warum diese gerade keine Alternative für Deutschland sein kann. Zur Sprache kam aber auch Kurioses, wie die Bundestagsmaus ihres Bundestagsbüros, die es bis in die Medien schaffte. Als Gast hatte die Abgeordneten den Direktkandidaten der Linken für die anstehende Landtagswahl im Wahlkreis 10, Andreas Büttner, eingeladen, der die Gelegenheit nutzte, um sich und sein Programm vorzustellen. Einer seiner Punkte war die Erdgasförderung im Land Brandenburg. Kämpferisch erklärte Büttner, der zurzeit noch Staatssekretär im Sozialministerium ist: „Wir wollen hier keine Erdgasförderung und haben auch erreicht, dass das in unserem Landtagswahlprogramm so drin steht.“ Im Anschluss war dann bei vegetarischem und fleischlichem Gegrillten, mitgebrachten Salaten, einem Glas Rotwein, Bier oder Apfelschorle ausreichend Gelegenheit, bei schönstem Sommerabendwetter miteinander ins Gespräch zu kommen. Als die letzten Gäste gingen, wurde es schon dunkel.