Am 30.08.2022 besuchte ich mit meinen Mitarbeiter:innen den kleinen Ort Zempow in der Ostprignitz, wo wir uns über den Stand des Nutzhanfanbaus in der Region informierten.
Zum zweiten Mal besuchte ich dabei die Bioranch Zempow von Bauer Dr. Wilhelm Schäkel, der mir schon bei meinem ersten Besuch die Bedeutung des Nutzhanf-Anbaus und seine Chancen für die Region ausführlich erklärte, aber auch darauf hinwies, dass die aktuellen gesetzlichen Regelungen den Anbau des Nutzhanfs erschweren. So wird Nutzhanf immer noch im Betäubungsmittelgesetz geregelt, was den Anbau kriminalisiert und sehr hohe Hürden schafft, die unnötig sind und vor allem kleine und mittlere Unternehmen behindert. Die Linksfraktion hatte deshalb schon in der letzten Legislatur einen Antrag im Bundestag gestellt, um diese Missstände zu ändern.
Mit dem Antritt der sogenannten Fortschrittskoalition gab es die Hoffnung, dass die Ampel nicht nur Cannabis als Genussdroge legalisieren will, sondern sich auch um die Nutzhanf-Regulierung kümmert. Leider passiert da nichts, die Koalition hat das Thema einfach gar nicht auf dem Schirm.
Dabei enthält Nutzhanf nur äußerst geringe Mengen THC, erlaubt sind momentan 0,2 %, demnächst 0,3%, was jedoch durch natürliche Schwankungen unrealistische Werte sind, weshalb die Hanf-Community einen erlaubten Gehalt von 1% fordert. Dabei ist Hanf eine wahre „Wunderpflanze“ mit vielfältigen positiven Wirkungen und Nutzungsmöglichkeiten Nutzhanf verbessert den Boden, ist Rohstoff für Lebensmittel, Baumaterialien und Textilien und obendrein noch klimafreundlich ist und ohne Pestizide auskommt. Die Hanfsamen enthalten viel Eiweiß, Ballaststoffe und Aminosäuren, aus den Blättern lässt sich Tee herstellen, aus Fasern und Schäben Stoffe und gemischt mit Kalk sogar Steine für den Bau gefertigt werden, die sehr haltbar sind und enorme Mengen CO2 binden, wie uns Dr. Norbert Höpfner vom Hanfbauhof berichtet. Auf dem Gelände eines alten Vierseitenhof ist eine Kleine Hanfsteinmanufaktur entstanden, in Handarbeit werden hier Hanfsteine hergestellt, die bei der Altbausanierung beispielsweise für die Wärmedämmung eingesetzt werden können.
Um die großen Potenziale auch für die lokale Wirtschaft zu auszuschöpfen, müssen jedoch noch viele politische Hürden abgebaut werden. „Wir fordern von der Regierung neben der Freigabe von Cannabis, sich auch um die Änderung und Abschaffung der zum Teil wirklichkeitsfremden Grenzwerte bei der Zulassung von Nutzhanfprodukten zu kümmern“ , so Wilhelm Schäkel von der Bio-Ranch. Aber beides ist wichtig. „Anbau und Vertrieb von Nutzhanf werden ja auch immer noch im Betäubungsmittelgesetz geregelt das muss geändert werden.“ So Schäkel weiter.
Ich versprach, gemeinsam mit der zuständigen Fachpolitik, eine Wiederauflage der im Jahr 2019 erstellten Kleinen Anfrage und des Antrags von 2021. Vielleicht können wir das Thema so wieder etwas in den Focus bringen.
Auch mein Wunsch nach einem Foto im Hanffeld konnte erfüllt werden.
So fahren wir mit vielen Eindrücken und Erfahrungen nach Hause zurück.