Am Frühlingsanfang besuchte ich das Mehrgenerationenhaus „Bienenstock“ in Zehdenick, wo es eine unglaubliche Vielfalt toller Angebote für groß und klein gibt. Buchstäblich für jedes Alter findet man dort was, Babykrabbelgruppen und Spielnachmittage für Eltern und Kinder, Mal-, Kartenspiel- oder Strickgruppen, aber auch ganz handfeste Unterstützung, z.B. Hilfe beim Ausfüllen von Anträgen auf Sozialleistungen, Beratung und Betreuung bei Demenz und allgemein bei Pflegefällen in der Familie.
Möglichkeitsräume wie das Mehrgenerationenhaus zu schaffen und mit Leben zu füllen, macht einen Unterschied für das soziale Miteinander und dafür, ob Menschen sich irgendwo wohlfühlen. Dieses Mehrgenerationenhaus ist daher ein wichtiger Teil der sozialen Infrastruktur im Norden unseres Landkreises und trägt dazu bei, dass unsere Region nicht nur schöne Natur, sondern auch Lebensqualität zu bieten hat.
Leiter Julian Puhle führte mich durch das Haus und so landete ich auch in der sozialen Nähstube, wo die Ehrenamtliche Bianca Weigel an der Nähmaschine saß und gerade aus Stoffresten farbenfrohe Beutel nähte. Bei ihr kann man entgeltlos auch kleine Reparaturen machen lassen oder auch Kleidung aus der Kleiderkammer im gleichen Haus passend machen. Im Hof wiederum ist die Zehdenicker Tafel zuhause, wo ich miterleben konnte, wie in kürzester Zeit die Transporter mit vielen Kisten voller frischer Lebensmittel von den Tafel-Mitarbeiter:innen beladen wurden. Aber ich erfuhr auch den erschütternden Hintergrund: In weniger als zwei Jahren hat sich die Nachfrage nach den Essens-Kisten der Tafel mehr als verdoppelt, auch in meinem Heimatort Fürstenberg! Die Zehdenicker Tafel versorgt 700 Menschen in ca. 250 Haushalten, mobile Ausgabestellen gibt es in Fürstenberg, Löwenberg und Gransee. Mit der Tafel Oranienburg, die auch Velten, Hennigsdorf und Liebenwalde versorgt, kommen noch einmal 1.900 Menschen dazu, die die Unterstützung der Tafel nutzen, der Bedarf ist jedoch sogar noch viel höher. Weil es nicht ausreichend Lebensmittelspenden gibt, müssen aktuell sogar Anfragen abgelehnt werden.
Natürlich bin ich begeistert vom Engagement all derer, die die Tafel möglich machen. Aber ich finde es trotzdem unerträglich, dass wir in so einem reichen Land leben, und es trotzdem zu viele Menschen gibt, die sich nicht mal ausreichend gesundes Essen leisten können, weil Löhne oder Sozialleistungen zu niedrig sind, die Mieten und Preise zu hoch und weil sich bisher jede Regierung nicht dazu durchringen kann, endlich mal die Superreichen zur Kasse zu bitten, eine Vermögenssteuer einzuführen (nein, da geht es nicht um das selbstbewohnte Eigenheim) und überhaupt mal etwas umzuverteilen, echte Mietpreisbremsen einzuführen und so weiter. Armut ist kein Naturgesetz, man kann und man muss politisch etwas dagegen tun!
Informationen zu den Zeiten und wie man den Zugang zu den Tafel-Kisten beantragt, erhält man unter Tel. 03307 420274. Natürlich werden auch Spenden gern gesehen, damit niemand abgelehnt werden muss.
