Am Montag besuchte Anke Domscheit-Berg, Bundestagsabgeordnete der Linksfraktion, im Rahmen ihrer Sommertour den Apfelhof Wähnert. Während der Schulferien hat der Bundestag sitzungsfreie Zeit, diese Zeit nutzen viele Abgeordnete verstärkt für Termine im Wahlkreis. Die in Fürstenberg lebende Netzpolitikerin kennt den Apfelhof Wähnert schon seit vielen Jahren, da sie jede Woche eine „Grüne Kiste“ mit Lebensmitteln aus dem angeschlossenen Hofladen bezieht. „Ich lese und höre viel darüber, wie Lebensmittel hergestellt werden, aber es ist doch etwas Anderes, einmal selbst dort zu sein, wo das Essen, das ich kaufe, entsteht. Da ich aber nicht im Weg rumstehen wollte, habe ich meine Unterstützung auf dem Hof angeboten, was dankend angenommen wurde.“
Die Abgeordnete begann ihren Einsatz mit Unkraut jäten im Petersilienbeet. Als jedoch ein kräftiger Regen begann, ging es kurzerhand in den Hofladen, um viele neue Produkte wie Saft, Gelees und Fruchtaufstriche von Hand zu etikettieren. Dabei gab es viele Gelegenheiten für einen Austausch. Unter Anderem ging es um den in der Landwirtschaft allgegenwärtigen Fachkräftemangel, der nach Aussage von Inhaberin Susann Wähnert auf dem Apfelhof keineswegs nur ein Corona-Phänomen ist: “Der Arbeitskräftemangel macht uns schon lange zu schaffen. Es ist schwer, ausgebildetes Personal zu finden, das dann auch länger auf dem Hof bleiben möchte oder bleiben darf, denn manchmal werden uns auch von Behörden Steine in den Weg gelegt, zum Beispiel, wenn es sich um Menschen aus der Ukraine handelt”.
Susann Wähnert übernahm den Hof 2008, bis 1990 wurde er in einer LPG von ihren Schwiegereltern betrieben. Nach der Wiedervereinigung waren Obst und Gemüse aus kleinen Gärtnereien nicht mehr gefragt, denn Discounter kauften lieber große Mengen im Ausland. Die Direktvermarktung spielte damals keine große Rolle und ökologisch erzeugte Produkte waren eher eine Nische. Durch das System der „Grünen Kiste“, die vom Hofladen bis nach Fürstenberg geliefert wird und selbst im Norden von Berlin ihre Abnehmer:innen findet, wurden ökologisch und regional erzeugte Produkte wieder attraktiv. Auch der Bundestagsabgeordneten liegt viel daran, wie sie betont: „Ich finde es gut und wichtig, dass ich mit meinem Geldbeutel Einfluss darauf nehmen kann, wie Lebensmittel erzeugt werden. Gerade in den letzten Wochen war ja wieder viel darüber zu hören, unter welchen Bedingungen unsere Lebensmittel in der großindustriellen Landwirtschaft entstehen. Solche Produktionsmethoden möchte ich nicht unterstützen, auch deshalb kaufe ich lieber regional und nachhaltig und fördere damit gern eine bessere Art von Landwirtschaft.“
Der ca 10 Hektar große Bauernhof leistet auch einen Beitrag zur Artenvielfalt, denn es gibt etwa 40 verschiedene Apfelsorten, darunter viele alte Sorten. Auch Hummeln, Bienen und andere Insekten fühlen sich auf dem Ökobetrieb wohl. Hier wurden zwischen 1946 und 1952 ca 400 Obstbäume gepflanzt, die heute noch bewirtschaftet werden. Aber das Ehepaar Wähnert verjüngt auch den Bestand durch Anpflanzung vieler neuer Bäume. Streuobstwiesen wie in Hoppenrade findet man heute nicht mehr oft.
Neben dem Fachkräftemangel bereitet Landwirtin Wähnert auch die seit Jahren anhaltende Trockenheit Kopfzerbrechen. “Der Niederschlag in den letzten Jahren reichte nicht aus, die Folgen sind selbst in diesem Jahr noch zu spüren. Aber wenigstens ist uns in diesem Jahr die Apfelblüte nicht erfroren, das lässt auf eine gute Apfelernte hoffen, auf die wir uns schon sehr freuen!” Am kommenden Tag geht es für die Abgeordnete dann wieder in die Landwirtschaft, denn auf ihrem Terminplan steht der Besuch eines Junglandwirtes in Gransee, bevor es anschließend zum Freihafen nach Mildenberg geht.
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