An Wahlkreistagen hat man Termine an den verschiedensten Orten. Weil Sommer und Pandemie aufeinander treffen, findet fast jedes meiner Meetings outdoor statt – oft an spannenden Orten. So traf ich Vertreter:innen des Tourismusverbandes Fläming auf dem Barfußpfad in Beelitz Heilstätten. Beim benachbarten Baumkronenpfad war ich vor 2 Jahren schon mal, für den Barfußpark blieb damals keine Zeit.
Mitten im Wald und unter einem Sonnensegel sprachen Geschäftsführer Daniel Menzel, Marketing Fachfrau Fanny Raab und Katja Benke (Koordination des Kreativnetzwerkes) mit mir über ihr Verständnis eines modernen, regionalen Tourismus. Für sie ist klar, der Fläming ist eine „Kreativregion“ und so wollen sie ihn auch nach außen präsentieren. In diesem Sinne startete 2017 ein Crowdfunding Pilotprojekt, an dem sich touristische Projekte mit eigenen Ideen um Finanzierung bewerben konnten, aber auch Unterstützung dabei erhielten und sich miteinander vernetzen konnten. Vier dieser Projekte erreichten ihre Finanzierungsziele, aber auch andere Projekte konnten ihre Ideen umsetzen. Mit dem Crowdfunding konnte ein Schlafwagen-Hotel seine Anlage aus Waggons der Sibirischen Eisenbahn winterfest machen und im Haus Fläming in Dahnsdorf entstanden Upcycling Zimmer.
Für seinen kreativen und erfolgreichen Ansatz gewann der Tourismusverband Fläming 2018 den 3. Platz beim deutschen Tourismuspreis. Aus dem Crowdfunding Netzwerk entstand später das Kreativnetzwerk und heute die Kreativschmiede, in der weiterhin neue Ideen mit Tourismusbezug gute Rahmenbedingungen erhalten. Eine Agentur begleitet die Akteure im Kreativnetzwerk, bringt ihnen „Denken mit den Händen“ bei (z.B. das Visualisieren von Ideen durch Basteln mit verschiedenen Materialien) und setzt Design Thinking Prozesse ein. Das bringt nicht nur wirklich die Kreativität in Schwung, meint Daniel Menzel, sondern macht auch Riesenspaß. Im Netzwerk finden sich auch Kooperationspartner und verschiedene Ideen befruchten sich gegenseitig – ein Brutkasten für manchmal verrückte aber doch machbare Ideen.
Kreativ ist der Tourismusverband auch beim Marketing. Schon seit 5 Jahren ist man nicht nur auf Facebook, sondern auch auf Instagram (@DerFlaeming) präsent, lädt ausgewählte Instagrammer in spannende Locations oder Blogger:innen zu mehrtägigen Bloggercamps ein, verbindet das Digitale gekonnt mit dem Analogen, indem zum Beispiel regionale „Fläming-Botschafter“ auf Instagram gefunden wurden und deren schönsten Bilder der Region, die online unter dem Hashtag #DerFlaeming zu finden sind, nun auch ein wunderschönes Postkartenset wurden.
Corona hat auch die Tourismusbranche im Flaeming getroffen, aber nicht überall gleich. Vor allem ist die Wirkung viel breiter, als man so denkt, denn Umsätze haben nicht nur Hotels und Restaurants verloren, sondern auch ihre Zulieferer – vom Getränkehändler bis zum Bäcker. Der Tourismus ist nun mal eine Querschnittsbranche, die Touristiker beklagen jedoch, dass das in der Politik zu wenig erkannt wird. Auch deshalb plant der Verband eine Studie zum Wirtschaftsfaktor Tourismus, Ende des Jahres soll sie neue Zahlen liefern. Bei der letzten Erhebung in 2014 trug der Tourismus immerhin 166 Mio Euro zur Wirtschaftsleistung der Region bei.
Zur Zeit ist die Auslastung wieder sehr hoch bei allen Unterkünften, bei denen man Distanz wahren kann – Ferienwohnungen oder Campingplätze. Bei Hotels ist es aber schon weniger und klassische Kongresshotels gucken noch sehr in die Röhre.
Dennoch will Menzel kein weiterer Schwarzmaler in der Corona Zeit sein. Er sieht durch die Pandemie auch einen positiven Anschub für noch mehr kreative Ideen. Die Branche hofft auf einen goldenen Herbst, denn dann könnten im Frühjahr verlorene Umsätze zum Teil nachgeholt werden. Kommt der Herbst schnell und ist er kalt und nass, kann man draußen weniger machen – ein Einbruch im Tourismus wird die Folge sein, das Weihnachts- und Sylvestergeschäft hat man praktisch schon abgeschrieben. Aber noch läuft es gut, auch viele Tagestouristen aus Berlin entfliehen der Großstadt und suchen die Weite und die Schönheit der Natur im Fläming. Ich kann sie gut verstehen!
Mein ganz eigenes Bedürfnis nach Natur habe ich gleich im Barfußpark stillen können, denn nach dem Meeting habe ich meine Mittagspause in einen Barfuß-Spaziergang umgewandelt und bin einen der zahlreichen Barfußpfade gelaufen – auch durch Torf, Moor und Wasser, über Baumstämme, Tannennadeln und Kiefernzapfen. Was für ein tolles Gefühl! Unterwegs gab es immer wieder etwas zu Entdecken oder zu Bespielen, z.B. ein Kugellabyrinth oder ein riesiges Xylophon. Eine Mittagspause ist dafür entschieden zu kurz, ich muss noch einmal wieder kommen!