Nach meinem Gespräch mit dem Premnitzer Bürgermeister Ralf Tebling ging es zurück nach Rathenow, wo ich die dortige Tafel besuchte.
Die Vorstandsmitglieder Frau Brüggemann und Frau Lindner erzählten von über 20 Jahren Tafel, die durch nur eine Angestellte und 12 Ehrenamtliche geleistet wird. An 4 Tagen der Woche werden hier Lebensmittel an 250-300 Bedürftige ausgegeben, die am gleichen Tag mit dem Kühlauto von Supermärkten und Bäckereien eingesammelt werden. In der Corona-Zeit müssen natürlich Schutzmaßnahmen eingehalten werden, was die Ausgabe der Lebensmittel erschwert. So dürfen nur drei Personen gleichzeitig die Räumlichkeiten betreten. Der Einlass erfolgt durch Ausgabe von Nummern. Dadurch entstehen längere Wartezeiten vor der Tür.
Seit Corona kommen viele ältere Menschen nicht mehr, die lange Zeit die Tafel aufsuchten, dafür nehmen neue Kunden die Lebensmittelspenden in Anspruch. Niemand weiss genau, warum die Älteren nicht mehr kommen, ob es Angst vor der Ansteckung oder das Schlangestehen oder ein anderer Grund ist. Niemand weiss, ob sie anderweitig ausreichend versorgt sind, der Gedanke, es könnte nicht so sein, ist sehr beunruhigend. Leider gehen außerdem seit Jahren die Lebensmittelspenden zurück, es wird weniger und einseitiger, Wurst und Käse gibt es kaum noch, Obst, Gemüse und Joghurt wurden weniger, nur Backwaren von den örtlichen Bäckern gäbe es genug, worüber sich die Tafel Aktiven freuen.
Es kam auch die finanzielle Lage des Vereins zur Sprache. Sie ist immer knapp, es gibt kleine Spenden von privat, Einnahmen von den Kund:innen (2€ pro Tafel-Versorgung) und manchmal Firmenspenden, wie für die Anschaffung des Kühlwagens. Fördergelder gibt es nur unregelmäßig etwa zur teilweisen Deckung von Mietnebenkosten.
Es wäre schön, wenn im Tafelladen mehr Platz wäre, um die Lebensmittel besser einlagern und um Produkte von regionalen Anbietern in größeren Mengen abnehmen zu können. Ich könnte mir gut vorstellen, dass örtliche Obst- und Gemüsebauern auch Überschüsse oder „krummes“ Gemüse abzugeben hätten. Trotz des engagierten Wirkens des Tafelvereins verließ ich den Tafelladen nachdenklich. Offensichtlich läuft in unserer reichen Gesellschaft etwas schief, wenn viele Menschen auf das Angebot der Tafeln angewiesen sind. Überfluss und Armut liegen auch bei uns dicht beieinander.