Die Nikolaikirche in Jüterbog – nach mehreren Bauphasen 1488 eingeweiht, erst katholisch (aus der Zeit sind die Altarfiguren und schönen Madonnen mit Kind), danach war sie evangelisch. Hätte mir @emvollmer an der Seite gewünscht, sie hätte mir bestimmt viel zu den Skulpturen erzählen können… Die Kirche ist innen vielfarbig bemalt, offenbar waren früher sogar die Wände ganz bemalt, an einigen Stellen wurden überdimensionale Heiligenbilder freigelegt, die das alte Erscheinungsbild ahnen lassen. Der eine heilige (Matthias) von einer Kapellendecke schielt übrigens ganz süß ?. Die Kirche ist sehr groß, deshalb gibts auch von außen kein Foto, ich hab sie nicht ganz drauf bekommen, schade, denn ihre 2 verschiedenen Turmspitzen (gotisch + barock) sind auch ungewöhnlich. Beim gestrigen Stadtspaziergang und heutiger Stadtführung kam ich gleich zweimal dorthin.

 

 

#LostPlace – Die Beelitz Heilstätten – ein ehemaliges TBC / Lungensanatorium für Arbeiter*innen, mitten in endlosen Wäldern gelegen. Dorthin führte mich meine Wahlkreistour heute zuerst. Wunderschöne Gebäude, leider sehr im Verfall begriffen, aber jetzt in Privatbesitz von Investoren, wie man sie sich wünschen würde: mit Sinn für Natur, Geschichte, Architektur und der selbstgesetzten Aufgabe, alles nicht nur denkmalgerecht herzurichten, sondern auch offen für alle Menschen zu halten. Ein Baumkronenpfad ist dort auch schon entstanden (dazu gibts extra Bilder), Museen sollen in den alten Häusern noch entstehen und ein Naherholungsort mit Natur und Erlebnis nur 40 Bahnminuten von Berlin. Der Bahnhof Berlitz Heilstätten ist nur 500m vom Eingang des Geländes entfernt. Fahrt mal hin, gönnt Euch eine Führung und hört Euch die bewegte und beeindruckende Geschichte an! So gab es damals noch Männlein-Weiblein Kurbereiche, aber viele Tunnelgänge… ihr könnt Euch denken, dass sie auch für romantische Begegnungen genutzt wurden. In Berlin wohnten damals viele Menschen in feuchten, finsteren, engen Hinterhöfen (siehe Zille), dort wütete die Tuberkulose und machte Menschen erwerbs- und wehrunfähig. Also baute man dieses großartige Sanatorium im Grünen, wo es den Kranken oft zum ersten Mal im Leben gut ging, mit Fleisch zu essen, Moorbädern, Sonnenbalkons und Erholung als einziger Aufgabe. Gerade für Patientinnen muss das ein Paradies gewesen sein, ohne Fabrik und Hausarbeits- u Familienpflichten. Ich mag mir aber nicht vorstellen, wie schlimm die Rückkehr in den muffigen Hinterhof für sie alle war. Also hinfahren solltet ihr: geballte Ladung Geschichte, Natur, gute Aussichten und jede Menge morbidem Charme (noch).

 

 

Station 1 des gestrigen Wahlkreistages: ein Gartenbaubetrieb bei Groß-Kreuz (Potsdam Mittelmark). Ich habe eine junge Apfelbaumplantage besucht, dem Hofladen einen Besuch abgestattet und lange mit Bauer Seidel u dem Geschäftsführer des Gartenbauverbandes, Hr Jende, über Probleme im Gartenbau gesprochen (Obst u Gemüseanbau). Es ist schon erschreckend, was man bei solchen Terminen erfährt. Wusstet Ihr, dass der Lebensmittelhandel so krass niedrigen Preise diktiert, dass bald bestimmte Obst- u Gemüsesorten nicht mehr in DE angebaut werden können o vergammeln, weil die Ernte zu teuer wär? Für Sauerkirschen bekam der Bauer 28-35 cent angeboten. Stellt Euch vor, er hat einen Saisonarbeiter zum Ernten eingestellt, der kriegt gerundet 9€ Mindestlohn, plus Arbeitgeberanteile Sozialversicherung etc. Der Einfachheit halber nehmen wir (zu niedrige) 10€ als reine Lohnkosten, dann muss der Pflücker fast 28kg Kirschen in der Stunde pflücken, um bei 35 Cent Abnahmepreis seine Lohnkosten reinzuholen, bei 28 Cent sind es ca 36kg. Dazu kommen aber noch viele andere Kosten, Verpackung, Transport, Wasser… alles noch nicht bezahlt. Das kann sich nicht rechnen u so entschied dieser Bauer schweren Herzens, die schönen Sauerkirschen am Baum zu lassen. Auch Erdbeeren gibts bald nur noch aus Polen, Radieschen auch. Gurken für Gewürzgurken kommen aus Indien (außer echte Spreewälder natürlich). Was für eine kaputte Welt. Auch seine frühere Apfelsortenvielfalt reduziert er, denn der Handel nimmt nicht mehr als 3 Sorten ab, Mainstreamsorten. Schade. Er klagte auch über Bürokratie u langsame Verwaltung (Brunnenantrag dauert 1 Jahr), über fehlende Saisonarbeiter und über die harten Folgen des Regenmangels. Die Früchte bleiben zu klein, der Handel nimmt nur eine bestimmte Mindestgröße, dieses Jahr werden zB bei Gala-Äpfeln ca 50% unter der Normgröße des Handels liegen. Wenn der Handel seine Norm nicht anpasst, bleibt er auf vielen schönen Äpfeln sitzen. Als Verbraucher*innen können wir da was machen: direkt von Erzeugern kaufen (grüne Kiste o.ä.), in Lebensmittelmärkten regionale Produkte kaufen u explizit danach fragen, ob fair bezahlt wird.

 

 

Schulmuseum Reckahn und dortiges Rochow-Museum- gestern meine 3. Station am Wahlkreistag in Potsdam Mittelmark. Friedrich Eberhard und Christiane Louise von Rochow waren im 18. Jahrhundert die Gutsherrschaft in Reckahn. Beide verschrieben sich der Aufklärung mit Schwerpunkt Schulbildung – mit Liebe zum Kind, praxisnah, ohne Prügel, für Mädchen und Jungen, Kinder aus armen und aus besser gestellten Familien. Die Kinder liebten Lehrer und Schule und die Reckahner Modellschule wurde zum Reiseziel und Studierobjekt für Bildungsinteressierte aus ganz Deutschland und selbst aus anderen Ländern. 1000km weit reisten manche Gäste mit Pferdekutsche an, zB aus Ungarn, es wurden viele Bücher darüber geschrieben und das Konzept nachgeahmt – bis die Aufklärung zu Ende ging und die sehr moderne Art der Bildung beinahe in Vergessenheit geriet. Heute ist Reckahn immer noch Pilgerstätte für Bildungsinteressierte und Schulklassen. Ich fand es sehr interessant dort, auch dass die Gutsherrin so eine ungewöhnlich moderne Frau war, die sich mit vielen anderen ungewöhnlich modernen Frauen ihrer Zeit eng vernetzte. Im Museum gibt es auch Exponate aus späterer Zeit, z.B. ein Schul-Elektronik-Kasten aus der DDR von 1982.

 

 

Heute beim #DayOrange in Oranienburg. Für eine Seebrücke mit sicheren Fluchtwegen! Solidarität mit ziviler Seenotrettung, denn Menschenleben zu retten ist eine humanitäre Verpflichtung und gehört nicht kriminalisiert. Wer zivile Rettungsboote wie die Lifeline am Retten hindert, macht sich mitschuldig am Sterben im Mittelmeer. Heute in Oranienburg haben wir gemeinsam Farbe bekannt: orange – die Farbe der Seenotrettung und der Schwimmwesten.

 

 

Wahlkreistag in Oberhavel: Auftakt bei @trinckle3d in Henningsdorf, super spannender Austaundsch zu Digitalisierung, 3D-Druck, Bildung und Zukunft mit dem Geschäftsführer dieses beeindruckenden Startups. Trinckle entwickelt Software, mit der Mass Customization einfacher wird, in dem sie Massen-Design-Prozesse digitalisiert, um druckfertige 3D-Modelle zu erstellen. Das braucht man in vielen Branchen, nicht nur bei personalisierten Konsumwaren, sondern auch in der Industrieproduktion (zB Herstellung von Spezialwerkzeugen oder -Teilen), in der Medizintechnik (Orthesen…), in der Autobranche (individualisierte Teile) etc. Die ersten Bilder sind alle von dort, 3D gedruckte Beispiele zur Verdeutlichung der Technologie. Im Bild mit mir der Geschäftsführer u die Büros in der Alten Feuerwache. Danach gings zu einem Gespräch mit Betriebsräten von Bombardier (ohne Bild), anschliessend zu PuR, einer Gesellschaft für soziale Projekte in Henningsdorf, wo ich mit PuR, Jugendbeiräten, Jugendkoordinator der Stadt, Leiter Jugendclub u Leiterin mobile Jugendarbeit lange über Digitalisierung im Zusammenhang mit Kinder- und Jugendarbeit sprach. Im Jugendclub @cnny_slnd, der wegen umbaumassnahmen im Gebäude von PuR ein vorübergehendes Domizil gefunden hat, entstand das Gruppenfoto. Danach ging es bei brütender Hitze nach Birkenwerder, wo es ein Sommergrillen im Anglerheim gab- mit Schatten und am Wasser. Es waren trotz Hitze ca 50 Gäste da, denen ich vom Alltag im Bundestag u über Digitalisierung erzählte. Es gab leckeres Essen mit vielen mitgebrachten Salaten und meinem Mitarbeiter Ralf an Grill ?.

 

 

Gestern habe ich den Ziegeleipark Mildenberg besucht, ein wunderschönes altes (Museums-)Industriegelände im Landkreis Oberhavel. Die Vizechefin Jenifer Klein (Bild 1) erklärte mir das Gelände, auch den Ringofen, in dem die Ziegel gebrannt wurden, vor dem wir auf Bild 1 stehen. Noch mehr Details erzählte ein Museumsführer während wir mit einer alten kleinen Bahn durch das Gelände fuhren (Bild 2-4). Im Ringofen hatten wir Gelegenheit, eine Ausstellung über die Arbeit in der Ziegelei anzuschauen. Eigentlich gab es in der Gegend sogar 53 Ziegeleien mit 63 solcher großen Ringöfen. 1910 wurden von ihnen 625 Mio (!) Ziegel hergestellt, mit viel Handarbeit, auch von Frauen (Bilder 5-7). Der Bauboom in Berlin seinerzeit für Mietskasernen oder auch Nachkriegsneubauten wie Stalinallee oder Palast der Republik (Bild 8) verschlangen viele Ziegel. Man sagt ja auch, Berlin wurde aus dem Kahn gebaut, denn die Ziegel wurden (v.a. von Frauen) in Schiffe gestapelt und vom eigenen Hafen (Bild 9) nach Berlin und sonst wohin geschippert. In ein Boot passten etwa 60.000 Ziegel, für eine Mietskaserne hat man 500.000 Steine benötigt. Nach der Wende wurde die Produktion leider eingestellt. Die vielen Seen in der Gegend zeugen von der Vergangenheit, denn fast alle sind alte Tonstiche, aus denen man den #Ton für die Ziegel abbaute.

 

 

Schleuse Kannenburg, in der Nähe von Templin – dort habe ich heute mit dem Templiner Bürgermeister und einem Vertreter der Eberswalder Bundesschifffahrtbehörde über die plötzliche Stilllegung der in die Jahre gekommenen Schleuse unterhalten. Ein ganzer Wasserarm ist dadurch für mindestens 2 Jahre vom Wassertourismus praktisch abgeschnitten, für einige Kleinstunternehmer eine Existenzfrage. Solche Schleusen gibt es in Deutschland viele, ihre Instandhaltung u Neubauten wurden Jahrzehntelang vernachlässigt, wie fast alle öffentliche Infrastruktur, von Brücken bis zu Schulen. Dem Amt werden dennoch die Mittel jährlich gekürzt, nun sind einfach nicht mehr genug Ingenieure im Stellenplan, die die anstehenden Aufgaben schaffen können. In Kannenburg geht man neue Wege, um Verzögerungen durch Engpässe zu verhindern – eine ÖÖP (öffentl.- öffentl. Partnerschaft) zwischen der Kommune Templin u der Bundesbehörde. Der Bund zahlt, die Kommune organisiert… Es soll die erste Kooperation dieser Art sein, ich bin gespannt. Auf dem 3. Foto gibts ein schwarzes Miniwarzenschwein, es wohnt an der Schleuse mit seiner Familie.

 

 

Heute hatte ich einen Potsdam-Tag, war erst zu Gast bei der IHK, dann beim Finanzminister Christian Görke (ohne pic). In beiden Fällen ging es um Digitalisierung in der Region, Breitband, Fachkräfte, digitale Bildung, lebenslanges Lernen und elektronische Verwaltung. Die IHK befasst sich nicht nur mit Unterstützung der Mitgliedsunternehmen bei Digitalisierungsvorhaben, sondern ist selbst mitten in der Integration neuer Prozesse. Mir gefällt dabei besonders das Beschreiten neuer Wege, wie das von IHK-Azubis betreute Instagram Account @azubigram. Das Motto: Machs in Brandenburg (eigentlich „Machs wie die Wölfe, komm nach Brandenburg“ ?) mit der fliegenden Superheldin (und sogar ohne Bikinikostüm- heutzutage leider keine Selbstverständlichkeit!) finde ich auch sehr gelungen.