Auch Temperaturen von 34 Grad im Schatten hielten die Bundestagsabgeordnete Anke Domscheit-Berg nicht davon ab, ihre Sommertour am Mittwoch fortzusetzen. Ihre erste Station war die Firma trinckle 3D-Druck in Hennigsdorf. Florian Reichle, kaufmännischer Geschäftsführer des Unternehmens hatte in der alten AEG Feuerwache eine Firmenpräsentation vorbereitet, denn anders als man bei dem Firmennamen denkt, druckt die Firma nicht selbst, sondern entwickelt eine Software, die das 3D Drucken erleichtert. Präziser ausgedrückt, können mit der Software kinderleicht und sehr schnell 3D-Modelle so erzeugt werden, dass sie als Input für 3D-Drucker verwendet werden können. Oft ist die Erstellung der Druckvorlage aufwändiger als der Druck selbst und erfordert den Umgang mit komplexen Fachanwendungen. Mit der Software von trinckle ist das Designen automatisiert bzw so benutzerfreundlich, dass man keine Vorkenntnisse dafür benötigt. Mit seinem Produkt bedient das vielversprechende junge Unternehmen einen wachsenden Markt, aber wie Reichle selbst sagt, würde die Firma, in der mittlerweile 17 Mitarbeiter tätig sind, ohne öffentliche Förderung zum Start wahrscheinlich gar nicht existieren. Die Bundestagsabgeordnete kam mit dem Geschäftsführer schnell ins Fachsimpeln und beide waren sich einig, dass man bei der Digitalisierung durchaus von einer Revolution sprechen kann, die das Ausmaß bisherige industrieller Revolutionen noch übertrifft. Weiter waren sich beide einig, dass die Auswirkungen der Digitalisierung gestaltet werden müssen. Geht es nach Domscheit-Berg, sollte sich die Politik dabei am Gemeinwohl orientieren. Zu den dringendsten Aufgaben zählen beide die Schaffung der notwendigen Infrastruktur. Der alte Backsteinbau, in dem sich die Firma befindet, hat seit kurzem endlich einen Glasfaseranschluss bekommen, und auch nur, weil der Gebäudekomplex „Blaues Wunder“ nebenan durch Förderung einen Glasfaseranschluss bekommen und sich der hiesige Bürgermeister für einen Anschluss des Nachbargebäudes stark gemacht hatte. Die zweite Baustelle, an die Bund und Länder unbedingt ran müssen, ist die Bildung und auch da sind sich beide einig, das die Herausforderung nicht nur den Zugang und die Bedienung elektronischer Geräte wie Tablets betrifft, sondern auch die Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften, schnelles Internet an Schulen und die Erstellung zeitgemäßer Lehrinhalte umfasst, vom Programmieren bis zur Vermittlung von Hintergrundkenntnissen der Funktionsweise des Internets an sich und Medienkompetenzen.
Bei einigen Themen zeigte sich, wie gut es war, dass Domscheit-Berg von der Fraktionsvorsitzenden der LINKEN in der Stadtverordnetenversammlung Hennigsdorf, Ursel Degner, begleitet wurde, denn eines der Anliegen des 35-Jährigen Reichle war es, dass die Lebens- und Wohnqualität in Hennigsdorf erhöht wird, um vor allem jungen Mitarbeitern das Leben in Hennigsdorf schmackhafter zu machen. Hier fielen die Stichworte Badestelle an der Havel, bessere Information zu vorhandenen Freizeitangeboten und mehr Alternativen für den Mittagstisch. Nach Berlin gibt er der Bundestagsabgeordneten den Wunsch mit, dass es Start-up-Unternehmen erleichtert wird, an Fördertöpfe zukommen, er hat den Eindruck, dass hier die großen Unternehmen bevorzugt werden und Rahmenbedingungen sowie Bürokratie an den Bedürfnissen und Kapazitäten gerade von Start Ups in der digitalen Wirtschaft völlig vorbei gehen.
Zweite Station an diesem Tag war ein Arbeitsgespräch mit dem Betriebsrat Volkmar Pohl von Bombardier Hennigsdorf und dem Betriebsratsmitglied Heiko Engelmann. Obwohl die Auftragsbücher des Schienenfahrzeugherstellers voll sind, sollen allein in Hennigsdorf 500 Arbeitsplätze abgebaut werden. Deutschlandweit sind es sogar 2500 Arbeitsplätze. Öffentliche Vergabeprozesse in Deutschland würden die Möglichkeiten zur Berücksichtigung lokaler Unternehmen nicht ausschöpfen und Genehmigungsprozesse seien unnötig komplex, teuer und zeitraubend, hiess es im Gespräch. Für das Unternehmen, das seit Jahren rote Zahlen schreibt, sind das zusätzliche Belastungen.
Nach diesem Termin ging es in die Fabrikstraße 10, wo die PuR gGmbH ihren Sitz hat. Hier machte sich die Abgeordnete ein Bild von der Kinder- und Jugendarbeit des städtischen Unternehmens. Mit am Tisch saßen der Jugendkoordinator der Stadt und Vertreter des Jugendbeirats, sowie die Jugendsozialarbeiter der PuR. Die Gesprächsthemen reichten von digitaler Bildung bis hin zum Einfluss der Digitalisierung auf den Alltag von Kindern und Jugendlichen.
Trotz tropischer Temperaturen folgten am Abend gut 50 Menschen der Einladung zum Sommergrillen der Kreis-Linken und der Bundestagsabgeordneten in das Anglerheim Gründling in Birkenwerder, das idyllisch an der alten Havel liegt. Domscheit-Berg berichtete von ihrer Arbeit im Bundestag und von ihrer Sommertour durch den Wahlkreis. In der anschließenden Diskussion ging es dann um viele Themen, um das Bedingungslose Grundeinkommen genauso wie um die sogenannte Sammlungsbewegung, die von Sahra Wagenknecht nach der Sommerpause ins Leben gerufen werden soll. Trotz im Detail unterschiedlicher Bewertungen wünschte man sich sachliche Debatten in Partei und Fraktion und setzte diesen Wunsch an der Basis gleich um. In gemütlicher Atmosphäre dauerte die Diskussion bis in die späten Abendstunden und so war es schon dunkel, als die letzten Gäste gingen.