Am Dienstag war die Bundestagsabgeordnete Anke Domscheit-Berg auf Einladung der LINKEN Rüdersdorf im Landkreis Märkisch-Oderland zu einer Diskussionsveranstaltung zum bedingungslosen Grundeinkommen. Am Tage besuchte sie zwei Unternehmen in Rüdersdorf. Am Vormittag ging es zur Colorpack GmbH. Sie stellen Verpackungen für Lebensmittel und Medikamente her. “Mit 450 Mitarbeitern gehört die Colorpack zu den großen Arbeitgebern in der Region”, sagt Betriebsleiter Marc Büttgenbach beim einführenden Vortrag und fügt hinzu, dass sie derzeit 30 Auszubildende beschäftigen. Schnell kam die Gesprächsrunde auf das Thema Digitalisierung zu sprechen. In der Produktion sind zahlreiche Arbeitsschritte bereits automatisiert.
Das Unternehmen entwickelt aber auch die Verpackungen weiter. Eine Vision ist die intelligente Verpackung, die mittels Chip und Sensoren selbst überwacht, ob die Kühlkette eingehalten wird oder wie es sich mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum verhält. Außerdem könnten darauf sämtliche Daten wo und wie etwas produziert wurde, welche Logistikwege genommen wurden usw. abgespeichert werden. Die Abgeordnete wollte auch wissen, wo es klemmt. Fachkräftemangel ist wie überall ein Problem, umso unverständlicher ist es für den Betriebsleiter, dass es einem bei der Integration von Geflüchteten so schwer gemacht wird. Ein weiteres großes Thema ist der Öffentliche Personen Nahverkehr (ÖPNV). Das möchte man kaum denken, da es eine recht gute Busanbindung gibt. Da das Unternehmen im Dreischichtbetrieb produziert, reichen die guten Verbindungen am Tage aber nicht. In der Produktion herrschen höchste Hygienestandards. Das wurde beim anschließenden Firmenrundgang deutlich. Die Halle ist blitzblank und darf von Besuchern nur ohne Schmuck und mit besonderer Kleidung besucht werden. Beim Rundgang, der beim 70.000 Quadratmeter großen Standort einige Zeit in Anspruch nimmt, erklärt Büttgenbach der Abgeordneten haarklein den Produktionsprozess. Domscheit-Berg gefiel, dass man aktives Gesundheitsmanagement betreibt und Wert auf ökologische Aspekte legt, also z.B. die Vermeidung von Folien, um das Recycling von Verpackungsmaterial zu erleichtern.
Als zweite Station stand die Besichtigung des Paketzentrums der Deutschen Post in Rüdersdorf auf der Tagesordnung. Bettina Brandes-Herlemann, die regionale Politik Beauftragte für Berlin Brandenburg und Sachsen-Anhalt empfing die Abgeordnete und ihre Mitarbeiter am Werkstor.
Im Arbeitsgespräch mit dem Betriebsleiter Markus Klapperich und der Niederlassungsleiterin des Briefzentrums Schönefeld, Anke Podewin wurde schnell deutlich, dass die Probleme ähnlich sind wie bei Colorpack. Kurz zusammengefasst: Fachkräftemangel, Probleme mit der Ausländerbehörde bei der Integration Geflüchteter in den Arbeitsmarkt und ÖPNV, wobei bei letzterem auch hier ein Wiederanschluss Rüdersdorfs an die S-Bahn gewünscht wird. Bis das soweit ist, wird eine vernünftige Busverbindung zum Bahnhof zu den Schichtzeiten benötigt. Am Standort, der in der Nähe zu Colorpack liegt, arbeiten derzeit 310 Beschäftigte; in der Weihnachtszeit sind es 450. 32.000 Sendungen in der Stunde werden am Standort in Rüdersdorf stündlich verteilt, von riesengroßen Paketen hin bis zu kleinen Päckchen. Aufs Band legen müssen die Pakete noch Menschen, die Sortierung erfolgt vollautomatisch. Gestapelt in die einzelnen Container werden die Lieferungen dann aber auch wieder von Menschen. Das kann bei dieser Geschwindigkeit und dem Gewicht einiger Pakete ein richtiger Knochenjob sein. Ab und an kommt es vor, dass ein Etikett nicht gelesen werden kann. Dann macht die Anlage ein Foto und ein Mitarbeiter gibt Postleitzahl und Straße per Hand ins System. Das ist fürs Unternehmen Mehraufwand, geht aber blitzschnell. “Ich hatte noch nicht mal die Postleitzahl gefunden, da war sie schon eingetippt”, sagt Domscheit-Berg begeistert von der Arbeitsgeschwindigkeit.
Beim Rundgang durch die Werkshalle sagt die Abgeordnete: “Ich finde Betriebsführungen megaspannend, ein bisschen wie Sendung mit der Maus, wo man hinter Kulissen gucken kann und jede Frage stellen kann. Ich finde es wichtig, nicht in einer Politikerblase zu leben, sondern das reale Leben weiter mitzubekommen, auch in mir fremden Bereichen.”