Anke Domscheit-Berg, 56:
„1989 war ich Studentin an der Fachschule für Angewandte Kunst in Schneeberg. Nach den großen Protesten im Oktober hatte ich viel Hoffnung auf das, was wir damals den Dritten Weg genannt haben – also eine Demokratisierung der DDR, Redefreiheit, Pressefreiheit, freie Wahlen, unabhängige Parteien. Auf einmal schien alles möglich! Dabei habe ich aber nie an einen Mauerfall gedacht. Das hat niemand geahnt. Als ich die Nachricht im Radio hörte, fand ich das so unfassbar, dass mir buchstäblich der Kiefer heruntergeklappt ist. Ich habe die Nachrichten sogar mit meinem Tonband aufgenommen, weil ich wissen wollte, ob es am nächsten Tag noch stimmt. Als sich die Nachrichten bestätigten, war ich aber erst mal deprimiert, weil mir klar wurde, dass meine Träume nach Veränderung in der DDR damit gestorben waren. Weil jetzt alle nur noch rüberwollten.