Zur letzten Bundestagswahl trat Kirsten Tackmann, DIE LINKE, nicht mehr an. Um ihren Wahlkreis Ostprignitz Ruppin kümmert sich nun Anke Domscheit-Berg aus Fürstenberg in Oberhavel mit. Am Dienstag, 7. Februar, stellte sich die in Brandenburg geborene Digitalpolitikerin den Bürger:innen auf dem Marktplatz in Gesprächen vor, lernte die Stadt in einem Rundgang mit Bürgermeister Jörg Gehrmann näher kennen und informierte sich anschließend bei einem Besuch auf Gut Zempow über die vielen Hürden, die immer noch Nutzhanf-Bauern in den Weg gelegt werden, obwohl die vielfältige Pflanze ein unschätzbares Potenzial für Klima und lokale Wirtschaft birgt.
In Wittstock hat Domscheit-Berg nun auch ein Bürgerbüro in der Burgstraße 27, in dem ihr Mitarbeiter Christian Richter ansprechbar für Fragen, Sorgen und Feedback ist.
Bei den Gesprächen auf dem Markt ging es um viele allgemein politische Themen, z.B. die Benachteiligung und Unterrepräsentanz von Ostdeutschen zuletzt bei der Neubesetzung von Regierungsposten der Ampel-Koalition. Der Austausch mit dem Bürgermeister, an dem sich auch Andrea Noack als Fraktionsvorsitzende der Linken in der SVV beteiligte, hatte dagegen einen rein kommunalpolitischen Schwerpunkt. Beim Spaziergang durch die Stadt wurden viele Gemeinsamkeiten entdeckt. So wuchs Domscheit-Berg in Müncheberg, in Märkisch-Oderland auf, dessen Ortskern ebenfalls von einer schönen Stadtmauer umgeben ist. Der Spaziergang um die Stadtmauer ist auch dort bei Einwohner:innen und Gästen der Stadt sehr beliebt.
Dass die Gebäude rund um den Wittstocker Bahnhof saniert und u.a. mit Stadtverwaltung, Tourismusbüro und Jugendzentrum neu belebt wurden, begeisterte die Abgeordnete, die sich seit Jahren mit dem havel:lab e.V. für den Umbau des Fürstenberger Bahnhofsgebäudes in den „Verstehbahnhof“, einen offenen Bildungsort mit Schwerpunkt Zukunft und Digitalisierung für Kinder und Jugendliche engagiert. „Alte Bahnhofsgebäude sind gerade in Brandenburg wunderbar geeignet, um ein neues Herz kleinerer Städte zu werden, in dem Leben pulsiert. Schön saniert bieten sie viel Platz, um für das Gemeinwohl genutzt zu werden. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich ein weiteres Beispiel dafür entdecke“ kommentiert die Abgeordnete beim Abstecher in den Wittstocker Bahnhofs, wo sie das Tourismusbüro und das Bürgerbüro besuchte und mit der Mitarbeiterin des Jobcenters über Bildung und Berufsorientierung von Jugendlichen sprach.
Um Bildungsfragen ging es auch beim Gang zur alten Tuchfabrik am Dosseteich, die künftig ein Bildungscampus werden soll. Für dieses große Vorhaben warb Bürgermeister Gehrmann um Unterstützung, die die Bundestagsabgeordnete versprach. Vielleicht gelingt es gemeinsam, Staatsministerin im Kanzleramt Claudia Roth für eine Ortsbegehung zu gewinnen, denn das Thema Denkmalschutzförderung liegt bei ihr. Domscheit-Berg, die sich schon lange für Bildungsthemen einsetzt, versprach sich persönlich dafür einzusetzen: „Ich kann mir keine schönere Zukunft für das Gelände der Tuchfabrik vorstellen, als einen neuen Bildungsort dort entstehen zu lassen, der schulische und außerschulische Bildung verbindet und von Natur umgeben ist. Unter Regierungsbeteiligung der Linken wurde die Schaffung derartiger Schulzentren ermöglicht, alle Voraussetzungen sind also geschaffen, es fehlt nur noch an Geld und daran sollte so ein wichtiges Vorhaben nicht scheitern!“.
Um landwirtschaftliche Fragen ging es beim Besuch der Bio Ranch Zempow. Wilhelm und Swantje Schäkel beschrieben ihren Hof als vielseitigen Biohof und Naturerlebnisort, der auch Ferienhäuser mitten in der Natur und Seminare für alt und jung anbietet, die z.B. beim Kuhflüster-Kurs oder im Umgang mit Pferden und Eseln ganz neue Erfahrungen bieten. Hauptthema war jedoch der Anbau von Nutzhanf auf ca. 55 Hektar der 500 Hektar Hofland. Mit dabei war Jan Paki von der Projektgruppe Nutzhanf des Landschaftspflegeverbandes Prignitz-Ruppiner Land e.V., denn die Region ist dabei, ein „Nutzhanf-Cluster“ zu werden. Nutzhanf enthält nur äußerst geringe Menge berauschender Inhalte, ist jedoch eine wahre Wunderpflanze, die den Boden verbessert, Rohstoffe für Lebensmittel, Baumaterialen und Textilien liefern kann, und obendrein noch klimafreundlich ist. Die Hanfnüsse genannten Samen werden geschätzt für ihren Gehalt an Eiweiß, Ballaststoffen und Aminosäuren, aus den Blättern lässt sich Tee herstellen, aus Fasern und Stängelschalen könnten reißfeste Stoffe und gemischt mit Kalk sogar Steine für den Bau werden, die sehr haltbar sind und enorme Mengen CO2 binden. Um die großen Potenziale auch für die lokale Wirtschaft zu heben, müssen jedoch noch viele politische Hürden abgebaut werden. Domscheit-Berg möchte auch hier in die Fußstapfen der früheren linke Abgeordneten Kirsten Tackmann treten, und ihr Engagement fortsetzen: „Leider findet sich im Koalitionsvertrag kein Wort zu Nutzhanf und man hört immer nur von der Freigabe von Cannabis. Aber beides ist wichtig. Anbau und Vertrieb von Nutzhanf werden ja auch immer noch im Betäubungsmittelgesetz geregelt, das ist Unsinn und gehört geändert. Auch die Grenzwerte für den THC -Gehalt in Nutzhanf müssen von 0,2% auf 1% gehoben werden, schon um natürlichen Schwankungen in den Pflanzen Rechnung zu tragen.“
Domscheit-Berg zeigte sich begeistert nach ihrem Besuch in Wittstock. Der Stadt sieht man die Kombination aus Wertschätzung der eigenen Geschichte und Offenheit für die Zukunft an. Das Entstehen eines Nutzhanf-Clusters bietet viele Chancen für die Regionalentwickung, und zeigt, dass Wirtschaft und Ökologie zusammengedacht, einen wirklichen Unterschied machen können.